Porträt: Simone Fürst
Vorspann
Sommersprossig. Detailverliebt. Ungeduldig. Ausdauernd. Geräuschempfindlich. Geschichtenerzählerin. Sinnlich. Kreativ. Humorvoll. Umtriebig. Unordentlich. Sonnenanbeterin. Genussvoll. Ambivalent. Unpünktlich. Innovativ. Wien-Liebhaberin. Risikobereit. Gastfreundlich. Sensibel. Ehrlich. Spontan. Offen. Anders.
Film ab
Irgendwie ging es nie so geradlinig in meinem Leben zu. Planen oder Vorausdenken liegt mir einfach nicht. Ich habe es in meinem Leben noch nie geschafft einen Urlaub früher als zwei Wochen im voraus zu buchen. Aber ich will nicht vorgreifen. Es fing alles damit an, dass ich zu früh auf die Welt kam. Neugierig, ungeduldig und unpünktlich. Alle drei Wesensmerkmale sind bis heute geblieben.
Schon als Kind lag mir viel am Schreiben (auch wenn ich nicht ein Wort verstand, welches ich aus dem Spiegel abschrieb) und am Klavierspielen (geprägt von Wutanfällen, weil ungeduldig). Eine Fotokamera konnte ich auch schon früh halten, wobei meine Mutter stolz war, dass ich nie die Köpfe abschnitt. Ein wahres Talent.
Nachdem das Musikstudium in Graz nicht mein Weg sein sollte, entschied ich mich spontan für ein Magisterstudium in Köln, neben dem ich als Freie für den Kölner Stadt-Anzeiger schrieb. Da ich nicht so eine Flinke beim Schreiben war (weil detailverliebt und perfektionistisch), sagte mir meine Chefredakteurin gerne: „Frau Schanz wir sind eine Tageszeitung, keine Wochenzeitung.“ Diese Karriere war nicht von Dauer.
Ich ging von Köln nach Wien und widmete mich vorrangig dem Studium der Germanistik und der Theater- , Film und Medienwissenschaft. Wiener Luft hat mich belebt wie keine andere. Fünf Jahre lang. War das eine fabelhafte Zeit. Hier tobte ich mich nach allen Regeln der Kunst aus: Locationscout, Regieassistenzen, Bühnenfotografie, Setdesign. Partys. Was man so als Student macht. Das Studium ging zu Ende. Mit einem Diplom in der Tasche ging ich der Liebe wegen von Wien nach Köln zurück. Und hatte keinen Job. Lösung: Ich machte mich als Fotografin selbständig, nachdem ich am Gardasee ein paar Tage überlegt hatte, was ich mit meinem weiterem Leben anfangen wollte (risikofreudig). Ein Schock für meine sicherheitsliebenden Eltern. Aber sie haben es überlebt. Der Anfang war hart, so ohne Kapital, ohne Ausbildung und ohne Kontakte. Aber ich habe mich durchgebissen (ausdauernd). Und bin bei der Foodfotografie gelandet.
Aus der vorher erwähnten Liebe entstand ein wundervolles Kind. Die Liebe war dann leider nicht mehr so wundervoll und ich packte meine Sachen – mit Kind. Das war traurig, aber unvermeidlich. Nach vorne schauen. Weitermachen. Und es ging weiter. Mit großartigen Projekten, Kochbüchern und Aufträgen.
Bis da eine Stimme flüsterte: „Ist das alles gewesen?“ Nein! Also her mit einer neuen Herausforderung. Aber welche? Und wie? Und was? Das Jahr 2015 war ein Jahr der Findung und Entwicklung. Kurz vor Jahresende, zwei Tage vor Weihnachten, unterschrieb ich meinen ersten Studiovertrag. Jetzt 5 Monate später stehe ich da, mit einem großartigem Tageslichtstudio mit Küche, Büro und Fundus und kann mein Glück manchmal noch nicht fassen, soviel Glück gehabt zu haben. Ein Traum ist in Erfüllung gegangen. Die Räume verleihen mir Kraft und Freude. Hier werde ich mich kreativ und künstlerisch ausleben als Fotografin, Stylistin und Köchin, aber auch als Gastgeberin. Wie das alles genau aussieht weiß ich noch nicht. Muß ich auch nicht. Diese Räume werden mir den weiteren Weg weisen. Ich muss da nur entlang gehen wo die Freude ist. Vielleicht nicht so geradlinig, denn das liegt mir ja nicht. Einfach mal los gehen. Wir sehen uns. Oder?